Mittwoch, 22. Juli 2020

Wieso?

Wieso kann es nicht einmal kurz flach sein? Wieso muss der sch*** Jura genau hier durch verlaufen? Wieso habe ich kein Fahrrad mit Motor gekauft?
Diese und andere Fragen stellte ich mir während den ersten zwei Stunden der heutigen Etappe häufiger, als der Weg den Jura hoch führte.
Zeit die Landschaft zu geniessen blieb da nicht viel. Die volle Konzentration wurde benötigt um die Beine in stetiger Bewegung und den Puls irgendwie unter 165 Schlägen zu halten.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich als die Strasse auf einmal gesperrt war. Da aber ein Mann in einem Auto schon gestoppt hatte und die Absperrung für seine Durchfahrt geöffnet hatte schlüpfte ich gleich auch noch durch. Als mir das besagte Auto nach zwei Kurven rückwärts fahrend wieder entgegen kam ahnte ich schon schlimmes... Und tatsächlich war die Strasse ein paar Meter weiter durch eine Baustelle gesperrt.
Die zwei Personen, welche als einzige im gleichen Hotel wie ich übernachtet hatten (ja es war ein kleines Hotel), waren zum Glück auch gerade beim Hindernis angelangt. Durch ihre besseren Kenntnisse der französischen Sprache konnten sie die Bauarbeiter überzeugen uns doch bitte den schön erstellten Graben quer über der Strasse passieren zu lassen. Oder besser gesagt Sie haben ihre Fahrräder unbeeindruckt einfach über den Graben transportiert während die Arbeiter fluchten...
Ich habe mich dem Beispiel meiner Vorfahrer natürlich angeschlossen und so gut wie möglich versucht nichts kaputt zu machen.
Während des restlichen Aufstieges habe ich sogar noch jemanden überholen können, was ja immer gut ist für das Selbstvertrauen.
Kurz nach dem Gipfel gönnte ich mir einen kleinen Snack, versuche möglichst viele der verbrauchen Kalorien wieder herzustellen und trocknete meine kleine um mich während der nachfolgenden Abfahrt nicht zu erkälten.
Bis zur französischen Grenze verlief der Weg danach angenehm ständig bergab. Danach führte die Strecke über die Hauptstrasse und war meist flach oder es ging weiterhin nach unten.
Leider bewahrheiteten sich meine Sorgen, welche sich während der Abfahrt langsam manifestiert hatten, 12 Kilometer vor dem Ziel: Das Hinterrad verliert Luft!
Nach dem ich den Reifen kurz wieder aufgepumpt hatte lief zum Glück alles wieder rund. Leider aber nur für weitere drei Kilometer, dann war die Luft schon wieder mehrheitlich weg...
Glücklicherweise reichte eine weitere Luftzufuhr bis zum nächsten Velomechaniker in Pontarlier. Dieser wechselte den Schlauch während ich mir ein Eis gönnte und kurz die Stadt besichtigte.
Im Anschluss konnte ich ohne weitere Problemw die letzten zwei Kilometer zum gebuchten Hotel zurücklegen.
Nach dem einchecken dann aber der nächste Schock: Die Luft war schon wieder komplett aus dem Reifen raus!
Dank meiner umsichtigen Planung (und etwas Glück) habe ich aber ein Hotel gewählt in dessen Nachbarschaft sich auch ein Velogeschäft befindet. Dort wurde mein Fahrrad erneut repariert und der zu kleine Schlauch, welcher vom Mechaniker Nummer Eins eingesetzt wurde, durch ein Modell der richtigen Grösse ersetzt.
Morgen schauen wir dann mal ob nun alles klappt. Bis dahin darf mein Velo bei mir im Zimmer schlafen und ich habe mir auch noch was gutes gegönnt...

Heute nur 30 Kilometer die ersten 10 fühlten sich aber an wie 40:

1 Kommentar:

  1. Das Leben ist wie eine Bergstrecke im Jura. Hinter jeder Kurve liegt ein neues Abenteuer. ital. Philosoph

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